Die Narrenzeit – von narzisstischen Okkupatoren und närrischen Hoppeditzen

Es nähert sich die meist feucht-fröhliche Narrenzeit und auch ich habe Freude im Herzen und Spaß im Sinn, wenn ich euch heute von zwei zentralen Figuren des Narrentums berichte. Vorausschicken muss ich aus gegebenem Anlass, dass dem Narren die Narrenfreiheit zusteht, was bedeutet, dass sowohl Kritik wie auch Parodien ungestraft bleiben. Wir dürfen uns sogar die Freiheit nehmen, uns zu fragen, auf welcher Seite denn im Folgenden der Narr sich befindet. Entscheidet einfach selbst.
Ähnlichkeiten mit real existierenden Okkupatoren und Hoppeditzen sind bemerkenswert zufällig. Zufällig in dem Sinne, dass manches zufällt. Mal ist es eine Tür, mal sind es Begebenheiten, die zufallen. Aber manchmal fällt auch mir etwas zu. Meine Augen zum Beispiel. Und das sehr regelmässig.

Wohl denn, meiner werten Leser:innenschaft zum Gefallen hier einige vertiefende Erläuterungen zu dem Typus des narzisstischen Okkupatoren. Der Begriff des Narzissmus wird für gewöhnlich auf eine griechische Sage zurückgeführt, in der sich der Sohn des Flussgottes, Narziss, in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Wir finden diesen Typus des in sein Spiegelbild Verliebten allenthalben, denn heutzutage schauen die Selbstverliebten nicht mehr ins Wasser sondern in Kameras. Und wenn sie sich dann abgelichtet in den täglichen Pressemeldungen sehen, dann, ja dann sind sie glücklich und zufrieden, denn ihre Selbstverliebtheit kennt keinen höheren Genuss als das eigene Konterfei im Spiegel der vermeintlichen Öffentlichkeit. Das möge bitte nicht verwechselt werden mit der Autoerotik von Exhibitionisten, die sich bekanntlich allzu gerne völlig nackt präsentieren. Das liegt einem narzisstisch Veranlagten meist fern, denn es reicht ihm, sein Gesichtskonterfei immer und immer wieder zu betrachten. Und meist ist das verbunden mit einer bis ins Feinste einstudierten Gestik und Mimik, denn was so ein rechter Narzisst ist, der übt das jeden Tag, Stunde um Stunde, Minute um Minute. Und so hat er oder sie es sich beigebracht, z. B. einen markigen und entschlossen wirkenden Gang bei den Männern und einen kurvenattraktiven Walk bei den Frauen auf den imaginären Catwalk zu bringen. Auch die Gestik ist phänomenal. Schliesslich ist sie bis ins kleinste Detail in stundenlangen Selbstverliebtheits-Spiegel-Studien immer und immer wieder eingeübt worden. Es sind dies zumeist auf stumm geschaltete Spiegel. Stumm geschaltet deshalb, weil sie auf die immer wiederkehrenden Fragen, wer denn die oder der Schönste im Lande sei, immer und immer wieder darauf verwiesen haben, dass er oder sie auf jeden Fall nicht in diesem Raum sei, oder, er oder sie vielleicht sichtbar wäre, wenn der oder die Fragende einmal zur Seite treten würde.

Eine besondere Spezies ist der narzisstische Okkupator. Occupare, aus dem Lateinischen, bedeutet besetzen. Im Latrinischen bedeutet es schlicht und einfach, der Pott ist besetzt. Okkupatoren sind eine eigenartige Sorte Mensch. Da sie meist herzlich wenig Plan von Details haben, können sie aber dank ihrer narzisstischen Komponente einfach so tun, als hätten sie Ahnung und Plan. Wenn sie also ein Themenfeld besetzen, ach was sage ich, sie okkupieren komplette gesellschaftliche Systeme und damit auch Landstriche, dann verwenden solche narzisstischen Okkupatoren eine gerade in der Narrenzeit höchst beliebte Darstellungsweise. Sie treten also auf die Bühnen ihrer Wahl und erfreuen die Audienz durch nichtssagende Floskeln, die keinerlei Tiefgründigkeit aufzuweisen haben. Wie auch, sie haben das jeweilige System in höchster Selbstverliebtheit ja bereits okkupiert und nun gilt es, der Narretei freien Lauf zu lassen. So von wegen: wolle mer ´n rinnlosse? Tätäää, Tätäääää, Tätääää. Und dann schwenkt der narzisstische Okkupator ein in eine seichte, aber dennoch wirkungsvolle Theatralik. Gelernt ist gelernt. Er wedelt mit bunten Druckerzeugnissen, hält Stifte mal richtig, mal falsch herum. Doch eines ist das zentrale und charakterisierende Element seiner visuellen (Selbst-)Darstellung: die Grinsefresse. Ohne Grinsefresse geht hier gar nichts. Sie sind auch der Überleiter zu völlig nichtssagenden Zeilen. So behaupten Sie auch mal voller Humor, dass sie einen ersten Tag für dies und das veranstalten, obwohl es die Jahrzehnte zuvor viele dieser sogenannten Fachtage gegeben hat und das für verschiedene Schwerpunktthemen. Merke: wer das Rad ständig neu erfindet und sich dafür selbst zelebriert, ist nicht nur ein narzisstischer Okkupator sondern dazu noch ausgezeichnet mit der“blinden Schelle für besonders herausragende Volksveräppelungen“. Nichtssagend wird somit zum Qualitätsmerkmal dieses Narren, aber das ist nur zweitrangig, weil narzisstische Okkupatoren überhaupt keine Ahnung vom Detail haben, Hauptsache sie können irgendwelche mentale Diarrhö absetzen. Ok, ok, Diarrhö ist mehr oder minder freiwillig, insofern können wir auch völlig berechtigt von erzwungenem, vielleicht sogar zwanghaftem Absetzen gequirlter Verdauungsreste sprechen. Das überlasse ich gemäß international gültiger Narrennomenklatura Ihnen, werte Leser:innenschaften.
Wichtig ist alleine die Kernaussage: ohne mich geht hier gleich gar nichts. Ohne mich würde die Welt stillstehen. Ohne mich wäre es ein arme Welt. Ohne mich, ohne mich, ohne mich wäret ihre alle aufgeschmissen und hättet, um auf die diarrhöischen Exkulpationen zurückzukommen, einfach und schlicht gesagt versch….. Und deshalb braucht ihr mich, weil ich kann alles. Ich bin Erfahrungsplaner, Erfahrungsdigitalisierer, Erfahrungsjurist und der beste 1.Tage-Verkünder und auch wenn ich überhaupt keinen Schimmer habe von dem, was ich da von mir gebe, ich habe schliesslich oberste Narrenfreiheiten, denn ich bin euer einzig wahrer Obernarr. So, und jetzt ihr!

Kommen wir zu der nächsten Figur höchstvergnüglicher Narretei. Es ist dies der Hoppeditz. Diese im rheinischen Narrentum verbreitete Figur hat dort, und bis jetzt dachte ich, nur dort ihre Berechtigung, geht es doch darum, dass diese zentrale Narrenfigur in Düsseldorf, einer der Hochburgen des Narrentums, alljährlich die Narrenzeit eröffnet. Die Begriffsbezeichnung enthält zwei wesentliche Merkmale, den Begriff „hoppe“ und den Begriff „ditz“. Im Rheinischen also „hüpfen“ und „Knirps, im Sinne kleines Kind“.
Ich sagte gerade, ich dachte, es sei eine rein rheinische Narrenfigur. Doch ich denke, ich habe mich getäuscht. So entdeckte ich unlängst einen Hoppeditz in meinem direkten Umfeld. Sein närrisches Dauergrinsen, äthetisch untermalt von einem überdimensionierten dicken Hals, hat im Unterscheid zur rheinischen Narretei wohl irgendwie die zeitliche Bindung verloren, denn er erfreut die Bürger:innenschaft eigentlich wöchentlich mit seinem närrischen Konterfei und überaus humoresken Darstellungen in Bild und Wort. Unlängst erst schwadronierte er von der vermeintlichen Bütt herab, was seiner Anicht nach „Partnerschaft“ bedeutet.  Es lacht das Volk und es applaudiert das Präsidium. Mit schwenkenden Narrenkappen und einem fröhlichen „Tätääää, Tätääää, Tätääää“ werden die närrisch-dilettantischen Äusserungen zu Partnerschaften, wo einer fast alles bezahlt, nichts zu sagen hat und deshalb alle auf einer Narrenaugenhöhe sind, geradezu euphorisch gefeiert. Und wenn dann alle mucksmäusschenstill der sonoren, durch das wabbelnde Doppelkinn noch verstärkten bassig anmutenden Stimme ihres Hoppeditz lauschen, dann wissen wir eines, es ist hier vor Ort eigentlich immer Narrenzeit. Und wir haben einen eigenen Hoppeditz, der im Gegensatz zum düsseldorfischen Original, jederzeit und immerdar seine Büttenreden hält. Das ist doch was, liebe Närrinnen und Narren, Jecken und Jeckinnen. Erst unlängst vereinbarte man sich mit der regionalen, zuständigen Vertretung für jedwedes Nächtigungs- und Verköstigungsgewerbe darauf, das Feriengebiet in Schelm-Schlappwald umzuwidmen. Natürlich muss man sich dazu zuerst einmal zu einer gemeinsamen Prunksitzung treffen, um dann in fröhlich-feuchter Innigkeit die Narrenkappen durch den Saal zu werfen.
Ach, und bevor ich es vergesse. Hoppeditze werden zum Ende jeder Narrensaison eingeäschert, um dann zur nächsten erneut belebt zu werden. Ein skuril anmutender Brauch, finde ich,doch er entbehrt nicht einer wegweisenden Symbolik, denn stieg nicht auch der Phönix aus der Asche!? Manche gewinnen aus der Asche von schlichter Scheisse sogar Phosphor. Das ist doch richtig grosses Kino! Eigentlich müsste ein jeder, der seine tägliche Notdurft absetzt, gleich einmal die Phsophorrückgewinnungsanteile vergütet bekommen, denn schließlich bringt Scheisse doch Geld, oder nicht? Da bekommt der Werbespruch – Wir sind Scheisse- gleich eine sehr lukrative Note, einmal abgesehen von den olfaktorischen Komponenten, die ja auch nicht zu verachten sind.

Und wer denkt, dass der berühmteste Schalk der ehemaligen DDR, der in einer international ausgestrahlten Prunksitzung davon sprach, dass fortan die innerdeutschen Grenzen geöffnet seien, der vergewissere sich, dass dieser Schalk noch um ein Vielfaches übertroffen wurde, was jedewede Grenzüberschreitung betrifft. Seine ehemalige Mitarbeiterin der staatlichen Klüngel-Klingel-Horch-und-Gugg, lehrte uns, dass auch sie selbst keinerlei Grenzen mehr kennt.  Und so feiern wir in trauter Runde mit Millionen von die Narrenhochburg Deutschland aufsuchenden und vor allem zu gerne dort verbleibenden Neu-Mit-Bürger:innen eine internationale Vereinigung im Sinne von Freude darüber, dass wir die Welt retten mit unserem wundersamen und einzigartigen Humor, ob als vollvermummter Batman, skandalös exhibitionistischer Wendler oder was auch immer – Tätääää, Tätääää, Tätääääää.

Verlebt eine schöne Narrenzeit mit wem auch immer. Bleibt geschmeidig und vor allem, seid´gesegnet!

 

 

 

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